Jan Meister, Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Habilitation
Jan Meister war von 2006-2009 wissenschaftlicher Assistent mit einer 50%-Anstellung am Seminar für Alte Geschichte der Universität Basel. Dann wechselte er nach Berlin, zusammen mit dem damaligen Lehrstuhlinhaber, der einen Ruf an die Humboldt-Universität zu Berlin erhalten hatte.
In Berlin ist er auf einer zeitlich befristeten Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, wo er nebst der Lehrstuhltätigkeit ein wissenschaftliches Netzwerk der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeworben und geleitet sowie am Sonderforschungsbereich 644 zur Transformation der Antike mitgearbeitet hat.
(Juli 2018)
Welche Fächer haben Sie an welcher Universität studiert?
Ich habe an der Universität Basel anfangs Allgemeine Geschichte im Hauptfach sowie Alte Geschichte und Klassische Archäologie in den Nebenfächern studiert. Nach einigen Semestern habe ich mit Alter Geschichte als Hauptfach und Klassische Archäologie sowie Allgemeine Geschichte des Mittelalters als Nebenfächer das Studium abgeschlossen. Nach der Promotion 2010 an der Universität Basel erfolgte im Wintersemester 2017/18 die Habilitation im Fach Alte Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Wann haben Sie sich für Altertumswissenschaften zu interessieren begonnen und gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihre Studienwahl massgeblich beeinflusst hat?
Ein Interesse am Altertum hatte ich schon sehr früh. Durch entsprechende Freizeitlektüre und vor allem auch Museumsbesuche mit Eltern und Grosseltern wurde dieses Interesse zusätzlich gefördert. Dieses Interesse bewog mich denn auch dazu, in der Schule Latein und Altgriechisch zu wählen. Allerdings war diese Wahl nicht in Hinblick auf ein entsprechendes Studium erfolgt, sondern wirklich aus Interesse und im Bewusstsein dafür, dass ich mir dadurch sämtliche Optionen offenhalte. Der definitive Entscheid fiel dann erst unmittelbar nach der Matur.
Hatten Sie vor dem Studium ein bestimmtes Berufsbild im Kopf, gab es für Sie Vorbilder?
Nebst einem historisch-altertumswissenschaftlichen Studium war für mich lange Zeit ein Jura-Studium eine ernsthafte Alternative. Die Wahl für ersteres erfolgte durchaus mit der Idee im Kopf, dass eine universitäre Laufbahn spannend sein könnte – was aber nicht bedeutet, dass ich mir nicht auch andere Optionen, wie etwa eine journalistische Tätigkeit, hätte vorstellen können.
Wie haben Sie das Studium erlebt, was hat Ihnen besonders Spass gemacht, was hat Ihnen eher Mühe bereitet?
Was mir am Studium sehr gefallen hat, war die konkrete Arbeit mit Quellen und archäologischem Material. Mehr Mühe hatte ich mit theoretischen Konzepten (bzw. der Prosa der entsprechenden Texte), die gerade im Kontext der Geschichte einen wichtigen Bestandteil des Studiums darstellten. Hier hat sich mir der enorme Mehrwert einer theoriegeleiteten Herangehensweise erst später in vollem Ausmass erschlossen, als ich mich im Rahmen meiner Abschlussarbeit und dann vor allem der Dissertation vertieft mit einem Thema und der Entwicklung methodisch neuartiger Fragestellungen beschäftigt habe.
Aus welchen Gründen würden Sie einer Maturandin, einem Maturanden raten, ein altertumswissenschaftliches Studienfach zu wählen?
Die Berufsperspektiven für Altertumswissenschaftler sind nicht schlechter als für andere Geisteswissenschaftler: Nebst dem fachwissenschaftlichen Anteil vermittelt einem das Studium zahlreiche «soft skills», die für vielfältige Berufsfelder qualifizieren. Tendenziell gibt es bei geisteswissenschaftlichen Studiengängen jedoch selten ein klares Berufsbild, viel wichtiger ist daher, dass man ein genuines Interesse am Fach mitbringt.
Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit, welche Aspekte Sie besonders schätzen und welche weniger.
Meine Hauptaufgabe besteht in der wissenschaftlichen Qualifikation durch eigenständige Forschung, für die ich alle nur erdenklichen Freiräume geniesse; ebenso wichtig sind die Lehre und die damit verbundene Betreuung der Studierenden. Beides sind Aspekte, die ich ausgesprochen schätze. Weitere Aufgaben sind die Mitarbeit in der universitären Selbstverwaltung, aber auch administrative Tätigkeiten wie etwa die Verwaltung von Drittmitteln oder die Organisation von Tagungen. Das Hauptproblem meiner jetzigen Situation ist die prekäre Zukunft: Mein Vertrag ist, wie bei fast allen Mitarbeitern im akademischen Mittelbau, befristet und ausser dem Ruf auf eine Professur sind die Chancen auf eine abgesicherte Lebenszeitstelle gering.
Welchen Nutzen hat Ihnen das Studium für Ihre aktuelle Tätigkeit gebracht?
Da ich eine universitäre Laufbahn eingeschlagen habe, ist das Studium die unabdingbare Grundlage für alles, was ich gegenwärtig betreibe.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die für Ihr aktuelles Berufsleben wesentlich sind, haben Sie ausserhalb des Studienkontextes erworben?
Das Studium hat mich auf die wissenschaftliche Tätigkeit im engeren Sinne sehr gut vorbereitet. Dies gilt insbesondere für die Fähigkeit, sich schnell und effizient in neue Themen einzuarbeiten.
Was ich mir aber tatsächlich im Wesentlichen ausserhalb des Studienkontexts angeeignet habe, ist die Fähigkeit, meine wissenschaftliche Tätigkeit auch gut zu «verkaufen», sei es in Form von guter Lehre oder aber von Drittmittelanträgen. Dann auch die sprachlichen Kompetenzen, die für althistorisches Arbeiten unabdingbar sind: Das betrifft sowohl die altsprachlichen Kenntnisse als auch die Kenntnisse moderner Fremdsprachen, die für eine international vernetzte Forschungstätigkeit von entscheidender Bedeutung sind.
Im Rückblick, was erachten Sie als wichtige Voraussetzungen für ein Studium der Altertumswissenschaften? Und welche Ergebnisse haben sich nach Abschluss des Studiums für Sie als relevant erwiesen?
Wichtig erscheint mir in erster Linie die Begeisterung für das Fach und ein genuines Interesse an antiken Kulturen. In meinem Fall waren zudem die altsprachlichen Kenntnisse eine wichtige Grundlage.
Was mir besonders relevant erscheint, ist die Schulung einer bestimmten Art zu denken, historische Probleme zu erkennen und entsprechende Fragen an die Quellen zu stellen.
War es nach dem Studium leicht, eine Stelle zu finden?
Für mich persönlich war es einfach eine Stelle zu finden – auf keine der Stellen, die ich bislang nach dem Studium bekleidet habe, habe ich mich wirklich beworben: Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort (bzw. bereit, den Ort auch zu wechseln). Natürlich bin ich in dem, was ich tue, gut, aber vieles war auch Zufall. Die Rolle des Zufalls ist bezeichnend, denn «planbar» ist eine universitäre Laufbahn nur sehr begrenzt.