Iris Karahusić, Mittelschullehrerin für Latein
Iris Karahusić (*1992) absolvierte ihr Studium mit höchster Auszeichnung in den Fächern Klassische Philologie und Musikwissenschaft an der Universität Zürich. Sie ist Trägerin des ZAZH-Preises 2020 (Zentrum Altertumswissenschaften Zürich) für die beste Masterarbeit im Bereich der Altertumswissenschaften. Heute ist sie Mittelschullehrperson mba (mit besonderen Aufgaben) für Latein und Theater am Freien Gymnasium Zürich und dissertiert über die Antikerezeption in Richard Strauss' Opern am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich. Sie ist Präsidentin des Schweizerischen Lateintags, HSGYM-Delegierte (Hochschule und Gymnasium), Weiterbildungsverantwortliche des Forum Alte Sprachen Zürich (FASZ) und Beisitzende des Schweizerischen Altphilologen Verbandes (SAV).
(Juli 2022)
Welche Fächer haben Sie an welcher Universität studiert?
Ich habe Lateinische Sprach- und Literaturwissenschaften und Musikwissenschaften an der Universität Zürich studiert. Beide Fächer im Hauptfach.
Wann haben Sie sich für Altertumswissenschaften zu interessieren begonnen und gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihre Studienwahl massgeblich beeinflusst hat?
Als ich zum ersten Mal vernommen hatte, dass eine Sprache eine Geschichte hat, einen Familienstammbaum besitzt, ja sich entwickeln und verändern kann, wurde ich neugierig und meldete mich für das Freifach Latein an der Bezirksschule an. Als wir mit der Schule in Rom waren und ich vor Ort Inschriften las, die von Menschen vor über zweitausend Jahren in Stein gemeisselt worden waren, war für mich klar, dass ich mehr über diese Menschen von damals erfahren wollte.
Wie haben Sie das Studium erlebt, was hat Ihnen besonders Spass gemacht, was hat Ihnen eher Mühe bereitet?
Menschen zu begegnen, die sich für die gleichen Texte, Geschichten und Phänomene der Antike begeistern lassen, und mit ihnen zusammen zu studieren, war das schönste dabei.
Aus welchen Gründen würden Sie einer Maturandin, einem Maturanden raten, ein altertumswissenschaftliches Studienfach zu wählen?
Wenn ich dieselbe Faszination für die Altertumswissenschaft(en) erkenne, wie ich sie als Maturandin hatte und heute noch habe. Dann steht einem erfolgreichen Studium nichts im Wege.
Erzählen Sie uns bitte kurz Ihren beruflichen Werdegang nach dem Studium.
Ins Berufsleben stieg ich schon während meiner Schulzeit ein: Ich arbeitete als Maturandin an den Wochenenden hinter der Bar in Baden und unter der Woche hinter den Kulissen beim Argovia Philharmonic in Aarau. Dort wurde ich ins Kulturmanagement eingeführt. Als ich mich im Master befand, nahm ich die Stelle als Dramaturgin des Orchesters wahr und arbeitete mehrere Jahre im Orchesterbüro. Zeitgleich übernahm ich eine Stellvertretung an der Kantonsschule Uster als Lehrbeauftragte Latein. Während meiner Anstellung als Lehrbeauftragte schloss ich mein Masterstudium ab und absolvierte parallel dazu das Lehrdiplom an der Universität Zürich. Darauf wurde ich zur Mittelschullehrperson mbA (mit besonderen Aufgaben) befördert.
Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit, welche Aspekte Sie besonders schätzen und welche weniger.
Ich arbeite Vollzeit als Mittelschullehrerin mbA für Latein, leite den Theaterkurs an der Schule, und dissertiere am Musikwissenschaftlichen Institut über die Antikerezeption in Richard Strauss' Opern.
Da die Schule ein Langzeitgymnasium ist, unterrichte ich sowohl die Stufe SEK I als auch SEK II. Besonders schätze ich den Umgang mit der Schülerschaft und die Unterrichtsstunden im Schwerpunktfach, wo Diskussionen über lateinische Texte entstehen, die mir immer wieder zeigen, wie anregend und beflügelnd meine Schüler und Schülerinnen sein können. So sehe ich mit jeder Schwerpunktfachklasse den behandelten Autoren, ob Catull oder Caesar, in ganz neuem Licht.
Als Mittelschullehrperson hat man vielerlei Verpflichtungen und übt unzählige administrative Arbeiten aus, die oft der vertieften Unterrichtsvorbereitung im Wege stehen, was zermürben kann. Jede Junglehrperson muss die optimale Balance zwischen Perfektion und Performation finden. Das ist eine Herausforderung!
Im Rückblick, was erachten Sie als wichtige Voraussetzungen für ein Studium der Altertumswissenschaften? Und welche Ergebnisse haben sich nach Abschluss des Studiums für Sie als relevant erwiesen?
Leidenschaft, Hingabe und Herzblut. Und natürlich den Willen, jeden Gegenstand aus einer multiplen Perspektive zu betrachten, sich Zeit zu nehmen über ihn nachzudenken, und immerzu neue Gebiete des Fachs zu erschliessen. Denn wir beschäftigen uns mit einem Stoff, der zwar der Aufmerksamkeit der breiten Masse der Gesellschaft entgeht, aber umso relevanter für das Verständnis unserer Gegenwart ist und dies in zunehmender Weise.